Dienstag, 21. Februar 2012

PRESIDENTS DAY: FÖDERALISMUS & WAS KATER DAMIT ZU TUN HABEN

Heute war Presidents Day hier in den Staaten. Ein Tag, der mehr mit uns föderalistischen Schweizern zu tun hat, als wir es uns beim Titel dieses Festtages je gedacht hätten, denn er wird nicht nur in jedem verdammten Bundesstaat anders genannt oder gleich genannt, aber anders geschrieben, sondern manchmal noch nicht mal gefeiert und wenn, dann nicht unbedingt zum gleichen Anlass. Das wirkt irgendwie beruhigend auf mich, die Jahre lang versucht hat Expatriates klar zu machen, dass ich KEINE AHNUNG von irgendwelchen Feiertagen/Schulsystemen/Abstimmungsregeln oder Farben der Abfallsäcke der Orte habe, wo ihr Relocate-Agent ihnen eine Bude mit Blick auf den Zürisee verschafft hat. Weil eben: Föderalismus, Baby. Was ausserhalb des Kreises 3 so abgeht, ist eben nicht meine Sache und oft sogar absolut unverständlich für mich. So wie Chinesisch etwa. Und nun: in your face, ihr penetranten amerikanischen Schüler, die ihr mich immer ungläubig angeschaut habt, wenn ich sagte, dass in der Schweiz jeder Krachen andere Traditionen hat! Ihr seid ja gar nicht besser hier! Und das mit nur einem Präsidenten und nicht sieben. HA!

Aber beginnen wir von vorne: Vor langer, langer Zeit irgendwann nachdem am 22. Februar 1732 George Washington das Licht der Welt erblickte und nachdem er die amerikanischen Kolonien zum Sieg gegen die Engländer und in die Unabhängigkeit führte und nachdem er dann auch noch zum ersten Präsidenten dieses neuen Landes gewählt wurde, fanden seine Landsleute, man müsse seine Geburtstag gebührend feiern. Verständlicherweise. Und da waren sich auch noch alle einig. Und das taten sie dann auch. Und nannten den Tag sinnigerweise "Washington's Birthday" oder noch einfacher "Washington Day". Und weil Abraham Lincoln AUCH im Februar geboren wurde, war der Feburar für lange, lange Zeit ein feiertagreicher Monat für die Patrioten der neuen Welt.

In 1968 aber änderte sich mit dem Inkraftreten der "Union Holidays Bill" einiges. Diese neue Regelung bewirkte, dass zahlreiche Feiertage von ihrem fixen Tag weg auf einen Montag, der nahe am Originaldatum liegt, verfrachtet wurden. Gar nicht so eine schlechte Idee, ging es doch darum mehr drei-Tag-Wochenenden zu kreieren. Washington Day wurde dabei auf den dritten Montag des Monats Februar gelegt, was ironischerweise dazu führte, dass Washington's Geburtstag NIE WIEDER am echten Tag seiner Geburt zelebriert werden wird, weil der dritte Montag im Februar unmöglicherweise auf später als den 21. Februar fallen kann.

So weit, so gut. Aber was wurde aus Lincolns Geburtstag und warum nennen manche Staaten - zum Beispiel New York - den Tag heute Presidents Day (oder President's Day oder Presidents' Day)?

Wie wir uns das natürlich schon gedacht haben, entschied man sich im Zuge der Union Holidays Bill, die Geburt von Lincoln am gleichen Tag wie die Geburt Waschingtons zu feiern.
 Zusammen mit der NATO (nein, nicht DIE Nato, sondern die "National Association of Travel Organizations") arbeitete die Regierung schon in den 1950er Jahren an dieser Idee. Jedoch, nicht alle Staaten hielten das Zusammenschliessen der beiden Geburtstage für wirklich nötig - schliesslich wurde man so eines freien Tages beraubt. In den 1970er Jahren setzte sich die Idee dann aber doch mehr und mehr durch, vor allem nachdem Nixon proklamierte, der dritte Montag im Februar solle zu Ehren ALLER Präsidenten gefeiert werden, ihm selbst eingeschlossen. (Ob er das wirklich so gesagt hat, ist allerdings umstritten).

Lange Rede, kurzer Sinn: Trotz unglaublicher Anstrengungen seitens der zentralistischen Regierung in Zusammenarbeit mit einer lustigen Organisation, die einfach mal gleich heisst, wie eine GANZ ANDERE Organisation, die ein Militärbündnis sichert, ist der Presidents Day im ganzen Land eine föderalistische Angelegenheit geblieben. Manche Staaten nennen ihn "Washington-Lincoln-Day", andere streiten, wie man 'President' in 'Presidents Day' nun schreiben soll (ist es nur einer, nämlich Washington, dann müsste es eigentlich "President's Day" geschrieben werden, sind es alle, dann nimmt man einfach den Plural). Um die Sache noch komplizierter zu machen, bekommt man heute oft nicht mal mehr frei am Presidents Day (oder wie man ihn nennen mag). Wobei das noch Sinn macht in den ganz spielverderberischen Staaten, die den Tag gar nicht als Feiertag sehen. Aber auch hier in New York ist es mehr eine Frage von Glück, ob man den Tag frei krieg oder nicht. Und wer schwarz arbeitet, erfährt vielleicht erst am Morgen des Tages selbst, ob er/sie zum Dienst antreten muss oder nicht - so geschehen mit einer meiner Mitbewohnerinnen.


ICH jedenfalls hatte heute frei und deshalb Zeit herauszufinden, WARUM ich eigentlich frei hatte und mich gestern mit Brooklyn Lager abschiessen konnte, während ich mit den WG-Mitbewohnerinnen und deren Freunden einen serbischen Film schaute ("Schwarze Katze, weisser Kater" in Deutsch), wobei wir jedesmal tranken, wenn die beiden Katzen im Film auftauchten, ich aber eine schlechte Trinkspielerin war und auch dann trank, wenn keine der Katzen zu sehen war, was mir wiederum einen herrlichen Kater am Presidents Day verschafft hat, den ich nun im Bett verbracht habe mit Recherchen zum Thema. Und damit wären wir wieder am Beginn meiner Geschichte.

Übrigens habe ich letztens einen passenden Witz gehört und der geht so: Drei Kinder unterhalten sich darüber, woher die Babys kommen. Sagt das Kind aus England: "Also bei uns geht das so: Mami und Papi gehen ins Zimmer und 9 Monate später bringt der Storch ein Baby". Sagt das Kind aus Frankreich: "Also bei uns ist es anders: Mami und Papi gehen ins Zimmer und machen Sex und 9 Monate später kommt ein Baby aus Mami's Bauch." Sagt das Schweizer Kind: "Also bei uns ist das glaubs von Kanton zu Kanton verschieden."

Und zum Thema Presidents Day noch was Lustiges zum Lesen:

http://nymag.com/daily/intel/2012/02/most-obscure-president-benjamin-harrison.html

2 Kommentare:

  1. sehr lustig und witzig geschrieben - did not know any of this stuff myself... glad for the education!

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  2. danke!! ich erhelle dich immer wieder gern über die gepflogenheiten in deinem land. hehe -wenn ich dazu freibekomme- smile.

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